Ordnung Charadriiformes – Wat-, Alken- und Möwenvögel
Familie Scolopacidae – Schnepfen-Verwandte

156 Großer Brachvogel

Numenius arquata
Vogel des Jahres 1982

E Curlew
F Courlis cendré

vogel

Kennzeichen

Gew. 850 g. Die Art stellt den größten europäischen Watvogel dar. Sein Gefieder an Kopf, Rücken und Brust ist fahlgelb-bräunlich mit dunkelbrauner Streifung, Bürzel und Hinterrücken sind im Flug weiß. Die Beine sind lang und grau, der Schnabel lang, kräftig und abwärts gebogen. Das ist etwas größer als das der kürzere Schnabel des ist an der Spitze stärker gebogen als an der Basis, beim ist er eher gleichmäßig gebogen. Jungvögel haben einen kurzen Schnabel. Der Flug ist ruhig und verhalten; beim Streckenflug in der Gruppe bilden sie eine Keilformation. Außerhalb der Brutzeit sind die Vögel sehr gesellig, im Watt treten sie z. T. in großen Trupps auf, besonders zur spätsommerlichen Mauserzeit und an den Hochwasserruheplätzen.


Verbreitung und Lebensraum

Als Sommervogel war die Art ehemals in den ebenen Teilen Mittel- und Nordeuropas verbreitet; in Asien reicht das Vorkommen weit ostwärts. Die Vögel fehlen in Westeuropa heute vielerorts durch Einfluss des Menschen, insbesondere wegen der veränderten Lebensräume durch Entwässerung und wegen häufiger Störung. In der Schweiz fand die letzte Brut um 2008 statt. Sie bewohnen ausgedehnte, offene feuchte und trockene Wiesen und Sümpfe, zum Teil auch Ackerland. Besonders das ist sehr brutortstreu, die Vögel verschwinden erst Jahre nach Trockenlegung eines Feuchtgebiets. Die stellen allgemein das mobile Element der Population dar. Sie verlassen im Sommer das Brutrevier vor den die noch den Nachwuchs betreuen.


Gesang

Der Gesang wird durch ein gedehntes, tiefes, allmählich ansteigendes und wiederholtes Flöten »guug« oder »gruui« (a G1) begonnen, das meist im auf- und abführenden Revierflug vom hervorgebracht wird. Es geht über Zwischenstufen in eine wimmernde, melancholische gestoßene Serie von Trillern über: »klüirr-klüirr...« oder »gürr-girr...« (a G1), die sich anfangs verlängern können, am Ende aber allmählich absinken und langsamer und leiser werden (auch wie »trürt-trürt-trürr«). Die Trillerelemente können legato miteinander verbunden sein, stehen aber meist einzeln wie beim Regenbrachvogel. Die Strophe ist auch als Herbstgesang hörbar. Das trillert ebenfalls. Die Triller dienen in beiden Geschlechtern nicht nur der Reviermarkierung, sondern auch der aggressiven Platzbehauptung, z. B. bei der Nahrungssuche im Watt G2.


Rufe

Sie sind sehr charakteristisch, weit klingend und meist mit vollem Flötenklang. Als Einzelruf treten »guuig« (b G1), »tlüih« oder auch »guuiee« auf, auch z. T. heiser beginnend »chrüili« (vgl. Triel). Der Ruf steigt im ersten Teil an und geht danach mit einem Tonsprung in eine höhere Tonlage über. Im Flug ertönen bei Alarmierung Doppelrufe wie »chlüi-küi« (d R1) oder Rufgruppen wie »klüklüklü« und »klüjük...«. Bei stärkerer Erregung erschallt scharf mehrsilbig »tüi-tüi-tüi« oder »guili-guili…« (c G1). Viele dieser Rufe sind leicht nachzupfeifen. Daneben hört man auch Folgen gedehnter reintoniger »güüi« (e G1) und heiserer Doppelrufe wie »chürhü« (f). Bei Störung in der späten Brutphase tritt ein Staccatoruf wie »gügügügü« auf (vgl. Regenbrachvogel). Kleine Küken rufen ein melodisches weiches »düü-düü«, halbwüchsige »bübübü«.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Rufe sind beim Großen Brachvogel flötend, beim Regenbrachvogel [155] trillernd. Der Gesang besteht aus mehreren kurzen gestoßenen Trillern, beim Regenbrachvogel eher aus einem langen Triller. Die Rufe des Triels [142] erinnern etwas an Brachvogel-Rufe, sind aber höher.