Ordnung Charadriiformes – Wat-, Alken- und Möwenvögel
Familie Scolopacidae – Schnepfen-Verwandte

155 Regenbrachvogel

Numenius phaeopus

E Whimbrel
F Courlis corlieu

vogel

Kennzeichen

Gew. 460 g. Der Regenbrachvogel ist kleiner und hat einen kürzeren Schnabel als der Große Brachvogel. Seine Kopfzeichnung ist charakteristisch: ein heller Überaugenstreif, darüber die dunkle Kopfplatte, die in der Mitte durch einen hellen Scheitelstreif geteilt ist. Der Flügelschlag erscheint rascher und flacher als beim Großen Brachvogel. Der Vogel läuft auch am Boden schneller als dieser, vielfach beinahe trippelnd. Zur Zugzeit trifft man ihn meist in kleinen Trupps an. Er zieht bei Tage und nachts. Die Gruppen fliegen in Keil- oder Linienformation, meist nicht in so großen Verbänden wie der Große Brachvogel. In der Brutzeit sind Regenbrachvögel territorial; sonst kommen größere Versammlungen an Gemeinschaftsschlafplätzen vor.


Verbreitung und Lebensraum

Die Art ist in verschiedenen Unterarten Sommervogel auf Island und anderen Inseln des Nordatlantiks, im nördlichen Skandinavien, im Baltikum, in Nordrussland, Sibirien und Nordamerika. Die Vögel überwintern in den Tropen und Subtropen. Sie brüten auf moorigen Heideflächen und in der Tundra sowie auf Strandwiesen, meiden aber Kulturland. Als Durchzügler und Wintergäste treten sie an flachen Küsten und Uferregionen auf, auch nicht selten an Felsküsten. Die Nahrungssuche findet dann wechselnd im Watt wie auch im küstennahen Binnenland statt; selbst Krähenbeeren spielen dabei eine bedeutende Rolle.


Gesang

Die Strophe beginnt mit 2-3 wundervollen, lang gedehnten, ansteigenden Flötenelementen (»uuuit-uuuit...« oder »güüi-güüi...« (a G1). Diese können auch für sich lange Zeit stereotyp wiederholt werden. Daran schließen sich verschiedene wohllautende, längere Trillerphrasen wie »güirrrrr...« (b G1) an, die am Ende wieder absinken können und melancholisch verklingen: »dürrrr dürrügügü...«. Die Triller sind jedoch nicht so weich rollend wie beim Großen Brachvogel, sondern schneller und mehr lachend. Ein Vergleich mit dem Kuckucks-, dem Zwergtaucher und dem Grünspecht liegt nahe. Gesungen wird im Singflug mit Steig- und Gleitphase, wobei die Trillerphrasen dem Gleitfluganteil des Singflugs zugeordnet sind. Dieser wird fast ausschließlich im Brutrevier gezeigt.


Rufe

Als bezeichnender Flugruf, auch bei Erregung verschiedener Art am Brutplatz, ist ein etwa 6- bis 7-silbiges, gestoßenes, wimmerndes »kikiki...« (c R1), »bibibi...« oder »tütütü...« zu hören. Der Ruf klingt auf die Nähe etwas kehlig, am Ende leicht absinkend. Man kann diese Rufreihen auch von am Boden stehenden Vögeln oft über längere Zeit wiederholt hören, bevor sie abfliegen. Bei Störung im Brutrevier reagieren sie mit 3 bis 4 s langen hochtonigen Trillern wie »tititi...« (d R2). Daneben sind Rufe nach Art des Großen Brachvogels beschrieben, so z. B. ein krächzendes »ä-i«. Die Küken piepsen hoch »bjüii bjüii«.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Rufe sind beim Großen Brachvogel [156] flötend, beim Regenbrachvogel vorwiegend trillernd. Die Triller erinnern an diejenigen des Zwergtauchers [064] und des Kuckucks-W [232]. Der Gesang besteht beim Großen Brachvogel aus mehreren kurzen gestoßenen Trillern, beim Regenbrachvogel aus langen, lachend klingenden Trillern.