Lernprogramm
Dieses kleine Lernprogramm soll in das Hören von Vogelstimmen und gleichzeitig in das Sehen der Sonagramme einführen. Von der Vielfalt der Vogelstimmen werden einige typische Beispiele ausgewählt. Sie können die Vogelstimme abspielen, wenn Sie entweder den roten Button am Beginn des Textes oder das Sonagramm direkt anklicken. Mit einem zweiten Klick können Sie die Wiedergabe stoppen.
L1 Die flötenden Elemente »dü-dü-dü …« im Gesang der Nachtigall sind reine Töne. Sie bestehen zu jedem Zeitpunkt nur aus einer einzigen, fast durchweg konstant gehaltenen Frequenz.
L2 Die Pfiffe im Gesang der Weidenmeise sind ebenfalls reine Töne, aber ziemlich hoch; und sie sinken in der Tonhöhe ab. Sie klingen wie »ziü-ziü-ziü …«.
L3 Die meisten Vogelarten erzeugen jedoch neben den Tönen auch Klänge, die aus mehreren parallel laufenden Frequenzbändern zusammengesetzt sind. Ein solches obertonhaltiges Element klingt für das menschliche Ohr im Vergleich zum reinen Ton oft unrein und nasal, wie etwa die Rufe der Weidenmeise, die man mit »däh-däh« umschreiben kann.
L4 Mit ihrem lauterzeugenden Apparat können Vögel sogar »zweistimmig« singen oder rufen, das heißt gleichzeitig zwei verschiedene Töne hervorbringen, die manchmal gegenläufig sind, wie zum Beispiel in einem Ausschnitt aus dem Gesang des Rotkehlpiepers.
L5 Wenn die Frequenzveränderung eines Tones nicht langsam wie im Gesang der Weidenmeise vor sich geht, sondern rasch und rhythmisch, hört sich das Ergebnis meist rau trillernd oder schrill und durchdringend an, wie etwa die Rufe des Waldbaumläufers.
L6 Bei sehr schneller rhythmischer Modulation entstehen im Sonagramm ober- und unterhalb der Trägerfrequenz dicht anliegende Seitenbänder. Der Klang eines solchen Signals ist scharf und durchdringend, wie etwa die Elemente im Gesang des Grauortolans.
L7 Außer mit Tönen und Klängen arbeiten die Vögel auch viel mit Geräuschen. Sind die Geräusche kurz, so klingen sie hart, wie z.B. das »tak« der Mönchsgrasmücke.
L8 Gedehnte geräuschhafte Elemente hören sich oft zischend an, wie beim Höckerschwan, wenn er sein Nest verteidigt.
L9 Vögel können aber auch mit Leichtigkeit Töne, Klänge und Geräusche zu Mischformen kombinieren, wie in einem Ruf des Felsenhuhns zu hören und zu sehen ist.
L10 Das Sonagramm hat eine feinere Zeitauflösung als unser Ohr. Eine schnelle Folge von kurzen, geräuschhaften Elementen, z.B. den Erregungsruf einer Brillengrasmücke, hören wir als ein zusammenhängendes, gedehntes »trrr«.
L11 In Wirklichkeit besteht der Ruf aus lauter kurzen geräuschhaften Einzelelementen, die man erst richtig hört, wenn man den Ruf auf die doppelte Zeit dehnt. Dabei wird gleichzeitig die Tonhöhe erniedrigt, er klingt also tiefer.
L12 Was im Sonagramm ähnlich aussieht, klingt auch ähnlich, zum Beispiel das »pink« des Buchfinken …
L13 … und das »pink« der Kohlmeise. Möglicherweise ist die stimmbegabte Kohlmeise Nachahmerin des Buchfinken.
L14 Bei längeren Imitationen kann man die Nachahmung noch deutlicher erkennen. Auch der Sumpfrohrsänger ahmt die »pink«-Rufe des Buchfinken nach. Aber er bringt sie in einen festen Rhythmus und kombiniert sie gleich noch mit den Flugrufen des Buchfinken. Die klingen wie »djüb«.
L15 Und zum Schluss der Ernstfall. Im Gesang der Gartengrasmücke sind Elemente unterschiedlichster Klangfarbe und Eigenschaften gemischt.