Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Muscicapidae – Schnäpper-Verwandte

402 Nachtigall

Luscinia megarhynchos
Vogel des Jahres 1995

E Nightingale
F Rossignol philomèle

vogel

Kennzeichen

Gew. 25 g. Die Nachtigall ist farblich sehr schlicht, etwas kleiner als die Singdrossel. Sie ist nächstverwandt mit dem Sprosser und ihm sehr ähnlich. Die Oberseite ist mattbraun, die Unterseite hell, die Kehle stärker aufgehellt. Das große dunkle Auge trägt einen hellen Augenring. Die Schwanzfedern sind mit Ausnahme der mittleren leuchtend rotbraun. Vom Sprosser ist sie durch fehlende Wölkung der Unterseite einschließlich der Unterschwanzdecken, durch die Schwanzfärbung sowie Verbreitung und Stimme unterschieden. In Erregung zeigt sie ein ruckartiges Auf- und Abbewegen des Schwanzes.


Verbreitung und Lebensraum

Sie ist als Sommervogel von Nordwestafrika über Süd- und Westeuropa bis Südengland (ohne Skandinavien) verbreitet, östlich über Griechenland und Kleinasien bis weit nach Mittelasien hinein. Sie bewohnt dichtes Unterholz und Gebüsch sowohl in trockenem Gelände als auch in der Nähe von Wasser.


Gesang

Der Gesang besteht aus voll klingenden Strophen mit leisen Anfangselementen, die oft Imitationen darstellen: »huit« des Fitis, »hüid« des Zilpzalps oder »düíe« des Berglaubsängers. Anschließend folgen lautstarke und variable Phrasen wie ein schluchzendes »tjuk-tjuk-tjuk...« (a G1). Darunter ist besonders eine aus gedehnten, reintonigen Elementen bestehende Pfeifphrase charakteristisch, die in der Lautstärke (und in der Elementlänge: "prolongando") crescendo ansteigen kann wie »dü düh düüh...« oder konstant abläuft (b G1). Diese Phrasen von gleichartigen unmodulierten oder wenig modulierten tonalen Elementen variieren zwischen 1,5 und 8 kHz. Die können bei Vorspiel mit gleicher Tonhöhe antworten. Bis zu 20 % der Strophen enthalten Pfeifphrasen. Diese wirken auf größere Distanz und können anlocken. Sie sind nachts häufiger als im Taggesang. Der Morgengesang soll mehr männliche Konkurrenten abweisen. Schnelle Triller wirken aggressiv. Die beherrschen bis zu 200 verschiedene Strophentypen. Ältere haben mehr Strophentypen als vorjährige. Hochrangige singen viele Strophen mit Pfeifphrasen. Aggressive überdecken die Strophen singender Nachbarn häufig mit ihrer eigenen Strophe und haben dadurch bessere Verpaarungschancen. Während des Singens tritt das helle Kehlgefieder hervor. Der Vogel sitzt in halber Höhe auf einer Warte, meist gedeckt, selten ganz frei. Der Vortrag ist zügiger, kürzer und etwas höher als beim Sprosser. Gesang wird auch im Winterquartier und auf dem Zug vorgetragen. In stark durch Verkehrslärm gestörter Situation singen sie lauter.


Rufe

Bei Störung sowohl im Brutgebiet als auch auf dem Durchzug rufen sie ein klares, deutlich ansteigendes »hüit« (c R1), lauter und härter als die Rufe des Zilpzalps. Im Osten, z. B. in Griechenland, rufen Nachtigallen aber auch »hiid« (e R2) wie der Sprosser. Daneben verfügen sie über ein hartes sonores »karr« (c R1), oft auch kombiniert zu »hüit-karr«. Jeder der Rufe kann für sich im Abstand von etwa 1 s wiederholt oder auch abwechselnd mit dem anderen bzw. kombiniert vorgebracht werden. Daneben äußern sie ein gedämpftes »tak« (d R2), teils in lockerer Reihung.


Verwechslungsmöglichkeit

Der Gesang ist ähnlich dem des Sprossers [401], aber nicht so tief schluchzend, ohne auffallendes Schnarren am Strophenende und mit häufigen Pfeifmotiven. Der Ruf klingt wie »hüit«, nur im Osten wie »hiid«.