Ordnung Accipitriformes – Greifvögel
Familie Accipitridae – Habicht-Verwandte

114 Rotmilan

Milvus milvus
Vogel des Jahres 2000

E Red Kite
F Milan royal

vogel

Kennzeichen

Gew. 1000 g. Der Rotmilan ist größer als der Mäusebussard. Sein Flug wirkt »schwimmend«, der Flügelschlag ist charakteristisch lappig-ruhig, die Flügel werden oft gewinkelt gehalten. Ganz markant: Der Schwanz ist tief gegabelt und leuchtend rotbraun, beim Manövrieren im Flug wird er oft um die Längsachse gedreht. Das Flugbild wirkt von unten »bunt«: Ein helles Feld des inneren Handflügels kontrastiert mit dem Armflügel und dem Rotbraun des Bauchgefieders und des Flügelbugs. Der Kopf ist hellgrau und gestrichelt. Der Vogel fliegt oft relativ niedrig, das Gesicht zur Nahrungssuche bodenwärts gerichtet: Beides führt gerade bei dieser Art oft zur Gefährdung an Windenergie-Anlagen. Im Sitzen sind kurze Beine und ein langgestrecktes Hinterende bezeichnend. Die variable Ernährung besteht aus viel Aas und Abfällen, aber auch aus Kleinsäugern.


Verbreitung und Lebensraum

Die Art ist Brutvogel in Teilen Süd- und Mitteleuropas mit bewaldeten Regionen, Seen und Feldern. Ein historischer Verbreitungsschwerpunkt liegt in der Agrarlandschaft Mitteldeutschlands, die Überwinterungen finden in Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel statt, doch gibt es auch in Mitteleuropa überwinternde Gruppen und Einzelvögel. Sie treffen sich abends an Gemeinschaftsschlafplätzen. Regional tritt durch Fütterung eine Verstädterung auf. In Deutschland ist der Rotmilan die am höchsten schützenswerte Verantwortungsart, da etwa 56 % der Weltpopulation hier leben. Umso stärker müssen Verluste durch Windkraft, Vergiftung und illegale Jagd bekämpft werden.


Stimme

Die Vögel sind vor allem im Paarkontakt im Frühjahr zu hören, aber auch den Sommer über ruffreudig. Die hauptsächlichen Rufe beginnen gedehnt pfeifend; danach ist die Tonhöhe auf- und absteigend und etwas melancholisch miauend: »hijüüüüüü hie hie« (a R1), »wiiuu« oder »düüh«. Kürzere Rufe klingen wie »pie te pie teche che« (b R3), auch »dulüiijak«. Bei der Balz erklingen bezeichnend langsam trillernde Strophen »uuuu-wiuwiuwiu-wiuuuu«, auch wie »wijüüüh-wiü-wiü-wiü...« tönend oder »wiiiü-wiü-wiü...« mit Endtriller. Ähnliche Laute werden auch während der Kopulation präsentiert, mit lang gedehnten Elementen »hijüüüu hijüüüüü...« (c R2). Das trillert vor der Paarung schrill: »dliii-dlia-dli-dlia...«. Die Jungvögel jammern spitz aufsteigend »jiiiiü« oder »wüi... «.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Lautäußerungen des Rotmilans sind ähnlich denen des Schwarzmilans [115], jedoch tritt an die Stelle des Pfeifens bei diesem ein gedehntes »Wiehern«.