Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Acrocephalidae – Rohrsänger-Verwandte

333 Seggenrohrsänger

Acrocephalus paludicola

E Aquatic Warbler
F Phragmite aquatique

vogel

Kennzeichen

Gew. 12 g. In Größe und Färbung ist er dem Schilfrohrsänger ähnlich, jedoch gelblicher. Die charakteristische Oberkopfzeichnung besteht in einem rahmfarbenen Überaugenstreif und einem Scheitelstreif auf dunklem Untergrund. Auch der Rücken ist kräftig gestreift, ebenso der im Flug rostfarben wirkende Bürzel. Brust und Flanken sind schwach gestrichelt. Das Verhalten gilt als heimlich. Meist werden sie nur als Beringungsfänglinge nachgewiesen.


Verbreitung und Lebensraum

Der Seggenrohrsänger ist ein ehemals häufiger Sommervogel mit Restbeständen im Nordosten Mitteleuropas, ansonsten ist er noch in Osteuropa anzutreffen, darunter in Polen, Weißrussland und der Ukraine. Er bewohnt niedrigere Sumpfvegetation als der Schilfrohrsänger, vor allem kniehohe Seggen- und Binsenbestände in mesotrophen Niedermooren. Während des Zuges hält er sich z. T. in weniger spezifischen Lebensräumen auf, aber meist doch in der Nähe des Wassers. Der restliche Randbestand in der nordöstlichen Bundesrepublik ist hochgradig gefährdet, Hilfe durch geeignetes Wassermanagement und angepasste Planung von Mahdterminen scheint aber möglich. Dieser Rohrsänger gilt als der seltenste wandernde Singvogel Europas und ist die einzige global gefährdete Singvogelart des Kontinents. Zum Überwintern zieht er ins tropische Westafrika.


Gesang

Der Gesang besteht in wenig variablen, kurzen, teilweise nur etwa 1 s dauernden Strophen, die sich aus einem einleitenden Rattern und einer anschließenden mehr tonalen Elementfolge zusammensetzen: »trrtrtr-jü-jü...« oder »trrrr-jipjip-dü-dü...« (a G1). Die Strophen sind beim einzelnen Individuum sehr konstant. Sie variieren zwischen den Individuen aber besonders im tonalen Zwischen- oder Endteil, der an Fitis-Gesang oder Bruchwasserläufer-Rufe erinnern kann (b G2). Sie können so rasch hintereinander gesungen werden, dass die Abfolge der Strophen sich wie kontinuierlicher Gesang anhört. Über Fremdimitationen ist nichts bekannt. Seggenrohrsänger singen auch oft, wenn sie aufgescheucht werden, sogar manchmal, wenn man sie fängt und in der Hand hält. Normalerweise wird der Gesang von einer etwa meterhohen Warte aus vorgetragen. Intensivster Gesang ist in der Abenddämmerung zu hören. Im Singflug entstehen längere Strophen von ca. 4-5 s Dauer. Der Singflug führt steil aufwärts bis in 20-30 m Höhe. Der Gesang beginnt dabei kurz vor dem Scheitelpunkt, er endet bei der Landung. Die Hörweite des Gesangs erreicht unter günstigen Bedingungen 300 m, beim Singflug bis 400 m. Der Vogel steigt meist von einer Warte auf und landet wieder in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Singflüge treten von der ersten Maidekade bis gegen Ende Juli auf. Sie werden besonders in den Vormittagsstunden und abends bis in die tiefe Dämmerung häufig ausgeführt. Bei dieser Art gibt es keine Paarbildung, sondern nur vermischte Paarungen. Der Gesang dient von April/Mai bis Juli/August nur der Werbung um ein Weibchen, erlaubt aber keinen Hinweis auf Brut oder ein zugehöriges Territorium.


Rufe

Ähnlich wie beim Strophenbeginn klingen sie ratternd wie »trtrtr« oder auch länger gedehnt wie »trrr«, außerdem gibt es Rufreihen aus »teck«- oder »tsek«-Elementen (c R1). Das Weibchen ruft ein weicheres »tschek«. Bei aggressivem Kontakt mit Artgenossen rufen sie rau »ähähä«.


Verwechslungsmöglichkeit

An den sehr hart klingenden, kurzen und zusammengesetzten Strophen kann man den Gesang gut erkennen.