235 Raufußkauz
Aegolius funereus E Tengmalm's Owl
F Nyctale de Tengmalm
Kennzeichen
Gew. 105 g, 125 g. Diese Wald bewohnende Kleineule wirkt so groß wie ein Steinkauz. Die Haltung des Vogels ist oft aufrecht, die Stirn wirkt hoch, der Schleier ist deutlich ausgeprägt, insgesamt resultiert ein »erstaunter« Gesichtsausdruck. Die Jungvögel sind kaffeebraun mit auffälligen hellen Abzeichen im Gesicht. Die Vögel sind dämmerungs- und nachtaktiv. Der Flug ist nicht wellig wie beim Steinkauz, sondern geradlinig, aber »weich« und sehr wendig. Die Vögel leben einzelgängerisch, einige sind ganzjährig territorial, andere neigen zu Wanderungen. Sie sind wenig kontaktfreudig, aber auch nicht sehr aggressiv.
Verbreitung und Lebensraum
Als Jahresvögel sind Raufußkäuze in mehreren getrennten Populationen im nördlichen Taigagürtel sowie den Gebirgen Eurasiens und Nordamerikas, in Europa südlich bis Nordgriechenland verbreitet. Sie sind weitgehend an das Vorkommen der Fichte gebunden. Sie benötigen Deckung bietende Nadelhölzer neben alten Bäumen mit Schwarzspechthöhlen. Daher sind sie im Mittelgebirge und Flachland vielfach an Buchenaltholzbestände gebunden, meiden aber die Vorkommen des Waldkauzes. Sie ernähren sich vorwiegend von Kleinsäugern, die sie auf Lichtungen, an Wegrändern, aber auch im Baumbestand erbeuten.
Gesang
Die Strophen bestehen aus meist 5-7 okarinaartig klingenden ansteigenden und lauter werdenden Flötenelementen auf »u«; aus der Nähe klingen sie wie »gju-gju...« oder »bu-bu-bü-bü...« (a G1), aus der Ferne mehr wie »u-u-u...«. Eine andere Umschreibung lautet »gu-gu-gu-gui-gui-gui-gui« (b G2). Die Strophe dauert 1-2 s, das Strophenintervall 2-3 s. Klangfarbe und Dauer sind individuell und nach Erregungsgrad verschieden. Man kann den Gesang leicht nachpfeifen, Imitation oder Vorspiel kann den Vogel jedoch in anhaltende Unruhe versetzen. Der Gesang wird von erhöhter Warte aus dem Wipfelbereich von Bäumen, aber meist verdeckt vorgetragen und ist bis etwa 800 m weit hörbar. Unverpaarte singen oft die ganze Nacht und bei gutem Nahrungsangebot bis Ende Juni. Leise Langstrophen mit mehr als 12 Elementen erklingen beim abendlichen Gesangsbeginn oder vor der Beuteübergabe an das . Der »Stottergesang« begleitet das , wenn es das Revier verlässt. Beim Höhlenzeigen und Begattungsvorspiel sind leisere und kontinuierlichere Gesangsformen wie »dududu...« (Roller, d R2) zu hören.
Rufe
Im Partnerkontakt treten Rufe wie »kjäck«, weich »muid« oder »uhd« und dreisilbig schnell tremolierend »dúdudud« auf (d R2, bei Beuteübergabe). Bei Störungen sind ganzjährig eichhörnchenartig laut schnalzende »zjück« und »tja« zu hören, bei stärkerer Erregung waldkauzartiges »kjuwitt«, »guik-guik...«, auch »kjuachí« oder »zjuck«. Dazu gibt es zahlreiche weitere Varianten, z.B. ein peitschend explosives »kjak«. Das ruft am Nest ansteigend »boa«. Ausgeflogene hungrige Jungvögel rufen etwa alle 2 s ein individuell unterschiedliches heiseres »chöch« oder »tziich« bzw. »pschie« (c R1), aber nur, wenn das in der Nähe ist.
Instrumentallaute
Bei Abwehr ertönt Schnabelknappen. Das Flügelpeitschen imponierender ist selten. Der Flug ist geräuschlos.
Verwechslungsmöglichkeit
Die in der Tonhöhe ansteigenden Gesangsstrophen sind unverwechselbar.