264 Mittelspecht
Leiopicus (Dendrocopos) medius E Middle Spotted Woodpecker
F Pic mar
Kennzeichen
Gew. 60 g. Der Mittelspecht ist etwas kleiner als der Buntspecht, mit dem er nicht näher verwandt ist. Wie dieser und der Blutspecht fällt er aber durch ein ausgedehntes weißes Schulterfeld auf. Der schwarze Bartstreif erreicht den Schnabel nicht. Das dunkle Auge im weißen Kopfseitenfeld ist auffällig. Der Oberkopf ist bei und rot ohne schwarze Begrenzung, oder diese ist nur schwach angedeutet. Beim ist die Kopfkappe im Nacken schwächer ausgefärbt, häufig etwas orange getönt. Je intensiver das Rot beim Männchen ist, desto bessere Kondition und damit höheren Bruterfolg zeigt es an. Die Flanken sind fein dunkel gestrichelt, die blasse Rotfärbung des Unterschwanzes läuft allmählich auf den Flanken aus. Die Farbverteilung erinnert damit an den größeren und seltenen Weißrückenspecht. Das Verhalten ist lebhafter und beweglicher, aber heimlicher als beim Buntspecht. Er klettert an Bäumen rasch, auch zuweilen seitwärts und rücklings abwärts. Er verhält sich ansonsten als ungeselliges Distanztier.
Verbreitung und Lebensraum
Er ist Stand- und Strichvogel in Mitteleuropa, im Norden bis Südschweden, im Süden bis zu den Pyrenäen, der Apennin-Halbinsel und dem Balkan, im Osten bis Südrussland sowie über Anatolien bis zum Kaukasus. Die Population ist zwar weniger dicht als die des Buntspechts, wird aber oft unterschätzt. Der Vogel bewohnt Laubwälder, bevorzugt Eichenwälder, im Süden auch Kiefernwald. Er meidet Gebirgslagen. Der Nahrungserwerb geht hauptsächlich stochernd oder klaubend vor sich, weniger hackend als etwa beim Buntspecht.
Gesang
Während die meisten Spechte zur Reviermarkierung hauptsächlich trommeln, tut dies der Mittelspecht nur selten und unvollkommen. Dafür hört man von ihm ein klägliches, quäkendes Schreien wie »quää-quää...« oder »gää-gää...« aus 4-6 (mindestens 1, maximal über 30) Elementen pro Strophe, die mehr tonal oder auch (besonders am Ende) heiser geräuschhaft klingen können (a G1), auch wie »gäik-gäik-gje-gje...« (b G2). Dieser Gesang ist vor allem im Frühjahr von März bis Mai und im Umfeld der Höhle zu hören, auch von bevorzugten Warten in Baumkronen aus oder sogar während des Fluges. Auch singen so (c). Das ganzjährig auftretende Keckern (s. u.) könnte als zweite Lautäußerung ebenfalls der territorialen Kundgabe dienen.
Rufe
Die Einzelrufe sind im Vergleich zum Buntspecht selten zu hören: ein relativ weiches »güg« oder »gük« (d R2). Charakteristisch sind bei Erregung anhaltende scheltende Rufreihen wie »gigegegäg...« oder »kjikjekje...« (c R1), das »Keckern« oder »Ratteln«, dessen erstes Element meist höher klingt als die übrigen. Diese Rufe sind ganzjährig zu hören, auch schon von größeren Nestjungen und ausgeflogenen Jungvögeln. Daneben gibt es weitere, unauffälligere Rufe. Die Vögel sind jedoch oft still und entziehen sich der Beobachtung. Nestjunge betteln mit »Äschern«.
Instrumentallaute
Mittelspechte trommeln selten und meist unvollkommen, d. h. langsam und teils ungleichmäßig. Beim Höhlenzeigen treten rituelle Klopfserien auf. Der Flugschall ist dumpf und weniger laut als beim Buntspecht.
Verwechslungsmöglichkeit
Die »güg«-Rufe sind weicher als beim Buntspecht [262], jedoch ähnlich wie beim Blut- [263] und Weißrückenspecht [265]. Bezeichnend für die Art sind das Quäken und das häufige Keckern.