292 Haubenmeise
Lophophanes cristatus E Crested Tit
F Mésange huppée
Kennzeichen
Gew. 11 g. Diese Meise ist kleiner als eine Kohlmeise, nur wenig größer als eine Blaumeise. Charakteristisch ist die ständig sichtbare, schwarzweiß gesprenkelte Haube an Ober- und Hinterkopf. Sie wird nur beim Schlüpfen durch dichte Vegetation angelegt. Die helle Wange ist schwarz umrahmt, der Kehllatz dunkel. Die schwarze Wangenumrahmung wirkt nach hinten als Occipitalgesicht. Die Oberseite ist matt bräunlich, die Unterseite hell, die Flanke isabellfarben. Das Auge, aus der Nähe gesehen, wirkt rubinrot. Die Vögel sind zur Brutzeit territorial, aber auch zu anderer Zeit ortstreu. In ihrem Wohngebiet streifen sie dann in gemischten Kleinvogeltrupps im Nadelwald umher. Sie hacken im morschen Holz ihre Bruthöhlen selbst aus.
Verbreitung und Lebensraum
Die Haubenmeise ist Standvogel in nahezu ganz Europa. Ausnahmen: Britische Inseln (Population in Schottland), Italien mit einigen benachbarten Inseln, südlicher Balkan und nördliches Skandinavien. Wie die Tannenmeise ist auch die Haubenmeise ein typischer NadelwaIdbewohner, im Süden mehr in den Hochlagen, dort teils auch im immergrünen Eichenwald. Sonst gilt sie als ursprünglicher Kiefernwaldbewohner, sekundär kommt sie in Fichten- bzw. Tannenbeständen vor. Ihr genügt oft schon eine kleine Nadelbaumgruppe inmitten von Laubwald, teils auch wenige Koniferen in Garten und Park. Sie meidet es, Wasserflächen zu überfliegen.
Gesang
Der übliche Gesang ist identisch mit den »zigürr«-Rufen (s. u.). Sie werden häufig 4-6 Mal gereiht und steigen typischerweise in der Tonhöhe etwas an (vgl. im Gegensatz dazu die Schwanzmeise). Diese Lautäußerungen wie »zi gürrr zi gürrrr zi zi zi zi zi zi zi gürr« (a G1), »zii zii zii zi gürrrrr zii zi gürrrr« (b) oder »zi-zrii-zi-gü-gü-gürr«, oft auch mit einigen »zi«-Elementen danach, sind häufig von den Vögeln zu hören. Meist wird man nur hierdurch auf sie aufmerksam. Wieso nicht ein anderer, stärker formalisierter, meisentypischer Gesang ausgebildet ist, bleibt schwer zu verstehen. Vielleicht ist er in der Tradierung verloren gegangen. Man sieht die Vögel auch nicht exponiert auf einer Fichtenspitze singen, wie eine Tannenmeise. Immerhin reagieren die Vögel durch Annäherung und andere intensive Reaktionen auf Vorspiel dieser Lautäußerung. Es gibt eine wohl regionale Variante, in der die hohen Eingangselemente "zizizi" sehr kurz sind, danach das "gürr" mit einem tieferen "zje-zje…" abwechselt G2. Möglicherweise zeigt sich hier eine Dialektbildung durch tradierendes Lernen. Daneben ist selten ein leise zwitschernder variabler Gesang (Subsong) zu hören, in den "gürr"-Phrasen eingemischt sind. Es gibt offenbar auch sonst ein Rufgemisch, auch bei Jungvögeln als Jugendgesang. Hier können Fremdimitationen auftreten. Auch die singen. Brütende oder hudernde können, wenn sie in der Nisthöhle gestört werden, mit Abwehrzischen reagieren.
Rufe
Das Rufrepertoire ist im Vergleich zu anderen Meisenarten anscheinend gering und wenig differenziert. Im Wesentlichen gilt als artkennzeichnende Lautäußerung das hart trillernde »gürrrrr« (c R1), oft mit vorangehendem »sri«, »zi« oder »zizi« verbunden (wie oben unter Gesang geschildert). Auf größere Entfernung klingt der Ruf gedämpft und kehlig weich, die »zi«-EIemente sind dann kaum hörbar, können aber zuweilen auch ganz fehlen. Hohe etwas heisere Rufe dürften von flüggen Jungvögeln stammen R2.
Instrumentallaute
Wenn die Vögel an einer Bruthöhle arbeiten, entstehen Hackgeräusche wie bei Spechten oder Kleibern, aber leiser.
Verwechslungsmöglichkeit
Das aus Nadelbäumen erklingende »gürrr« in Rufen bzw. Gesängen ist unverwechselbar.