Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Turdidae – Drosseln

380 Amsel

Turdus merula

E Blackbird
F Merle noir

vogel

Kennzeichen

Gew. 90 g. Sie ist die bekannteste und häufigste Drossel (gelegentlicher Zweitname: Schwarzdrossel). Das ist mattschwarz mit bräunlichen Flügeln, der Schnabel bei Altvögeln safrangelb, bei Jungen dunkel gefleckt. Das ist trübbraun mit schwacher dunkler Fleckung der Unterseite und gestrichelter Kehle. Die Jungvögel sind mehr rötlichbraun und stärker gefleckt. Die Fortbewegung geschieht am Boden vorwiegend hüpfend, seltener im Laufen wie bei dem ähnlichen Star. In Erregung zeigen sie Flügelzucken und Schwanzstelzen. Sie verfügen über ein großes Repertoire an Lautäußerungen.


Verbreitung und Lebensraum

Die Amsel ist Jahresvogel in Süd- und Mitteleuropa sowie in Teilen Nordeuropas. Weiter nördlich und östlich ist sie Sommervogel. Ursprünglich reiner Waldbewohner (»Waldamsel«), hat sie sich seit mehr als 100 Jahren zunehmend als Kulturfolger in Parks und Gärten eingefunden, wo sie in großer Dichte siedelt. Eine Infektion mit dem Usutu-Virus hat die Bestände bei uns regional zeitweise dezimiert, wovon sie sich aber bald erholt haben.


Gesang

Die Strophe setzt sich aus volltönenden, feierlich flötenden Elementen tiefer Tonlage zusammen, sie endet mit leiseren, schnirpsenden bzw. geräuschhaften und in der Tonlage höheren Elementen (b G1). Die Strophen sind variabel, der gleiche Typ wird meist erst nach längerer Zeit wieder aufgegriffen. Nur manche Männchen wiederholen endlos dasselbe Motiv G3. Manche Motive erinnern an solche aus der Musik, wie im Beispiel G2, in dem Strophe 1 und 5 an ihrem Beginn einem Beethoven-Motiv ähneln. Lokale Gesangstraditionen, auch von imitierten Menschenpfiffen und Ähnlichem, sind nachgewiesen (a G1). Der Reviergesang wird meist von einer Warte wie einer Baumspitze oder einem Hausdach aus vorgetragen, selten im Flug. Das Strophenrepertoire der ist sehr groß. Der Strophenbeginn beinhaltet individuelle Merkmale. Beim Kontergesang antworten benachbarte mit dem jeweils ähnlichsten Strophentyp ihres Repertoires. Neben dem Motivgesang gibt es einen leisen Balzgesang der und einen hastigen, geräuschhaften Rivalengesang im Flug oder am Boden, der hohe, quietschige Anteile enthält. Der Reviergesang ist in klimamilden Gebieten bzw. in Städten bereits ab Januar zu hören, verstummt aber wieder bei Kälte. Der normale Gesangsbeginn liegt im März, das Gesangsende Mitte Juli. Halblauter Jugendgesang ist ab Juli und leiser Herbstgesang mindestens einjähriger manchmal bis zum Wintereinbruch zu hören. Der Subsong der der zahlreiche Rufe und Imitationen enthält, hat eine unklare Funktion; er wird leise und kontinuierlich aus der Deckung vorgetragen, auch an sonnigen Spätherbst- und Vorfrühlingstagen. Auch die singen gelegentlich leise, sowohl Balzgesang als auch Strophen des Reviergesangs.


Rufe

Aus dem vielfältigen Rufrepertoire erklingt bei Störung und vor dem Abflug zum Schlafplatz teils anhaltendes »Tixen« wie »tsink tsink tsink« (c R1). Dieses kann sich zu dem höher intensiven Zetern steigern (f R4), wobei der Vogel Flügelschwirren und Schwanzstelzen zeigt und meist bald davonfliegt. Bei geringerer Erregung, besonders gegenüber Bodenfeinden, erscheint ein unterdrücktes einsilbiges dumpfes »djück« oder »duk« (d R2). Beim Überhinfliegen eines Greifvogels reagieren sie mit einem sehr hohen, gedehnten und meist scharfen »siih« (e R3); dieser Ruf tritt aber auch bei anderen Störsituationen auf. Ein ebenfalls hohes, aber frequenzmoduliertes »sri« gilt als Sozialruf (g R5). Flügge Jungvögel tun ihren Standort durch wiederholte schrille Rufserien wie »dschröt« und/oder ein hohes »zit« kund, außerdem durch wiederholtes doppelsilbiges »tschi-tek« oder »tschi-tschit« (h R6).


Instrumentallaute

Bei Aggression wird schnelles Schnabelknappen eingesetzt.


Verwechslungsmöglichkeit

Bei kurzen Strophen, die in größerer Entfernung gehört werden, ist eine Verwechslung mit dem Gesang der Misteldrossel [378] und der Ringdrossel [379] möglich.