Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Turdidae – Drosseln

378 Misteldrossel

Turdus viscivorus

E Mistle Thrush
F Grive draine

vogel

Kennzeichen

Gew. 110 g. Die Misteldrossel ist die größte westeuropäische Drossel, im Färbungsmuster ähnlich einer Singdrossel, der Bürzel ist aber besonders im Flug grau abgesetzt. Der Schwanz ist mit hellen Kanten und Endflecken versehen, die Unterseite gröber und kräftiger getupft als bei der Singdrossel. Beim Sichern auf einer Wiese reckt sich der Vogel hoch auf. Im leicht wellenförmigen Flug sind die weiße Achsel und Flügelunterseite sichtbar. Die Vögel sind wenig gesellig und relativ scheu. Sie treten nicht in Trupps auf, sammeln sich aber an guten Nahrungsquellen.


Verbreitung und Lebensraum

Diese Drossel ist Jahresvogel in Teilen Mitteleuropas und Südeuropas bis zu den Atlasländern, Sommervogel in Nord- und Osteuropa. Sie neigt auch in Westdeutschland zum Überwintern. Ursprünglich Waldbewohner, ist sie heute vielerorts zum Parkvogel in den Städten geworden, hält sich aber auch in Feldgehölzen, einzelnen Baumgruppen und lichtem Wald auf. Die Nahrungssuche findet vorwiegend auf Wiesenflächen statt, im Winter in Misteln, deren Samen sie nach der Darmpassage mit dem klebrigen Kot auch auf Baumäste fallen lassen und so für eine Vermehrung dieser Nahrungspflanze sorgen.


Gesang

Er besteht aus kurzen, amselartig geflöteten Strophen, die wegen der geringen Tonhöhenschwankungen etwas monoton klingen (a G1, b G1). Am Strophenende folgt zuweilen ein kurzer, leiserer, hoch zwitschernder Nachgesang. Jedes hat eine Anzahl verschiedener, häufig nach »ü« gefärbter Strophentypen zur Verfügung, z. B. »dü-dü-rüh«; bei Strophentyp-Wiederholung werden sie auch erweitert zu »dü-dü-rüh-di«. Gelegentlich fallen Elementwiederholungen auf. Entsprechend der kurzen Strophendauer (c G1) sind oft die Intervalle zwischen den Strophen ebenfalls kurz. Das heißt, die Strophen folgen schnell aufeinander. Der Gesang ist vor allem im zeitigen Frühjahr ab Februar zu hören. Dann überwiegen anfangs nur kurze und unvollkommene Strophen. Danach werden sie meist von hoher Warte aus, seltener im Flug volltönend vorgetragen. Dadurch wirken sie, etwa in Wäldern, weittragend, ähnlich wie bei der Singdrossel. Auch Herbstgesang tritt auf, aber selten. Die Misteldrossel singt zur Brutzeit auch häufig mittags.


Rufe

Im Flug und bei Störung äußern sie charakteristische, hart schnärrende, strophige Rufformen wie »trrr«, »tzrrrr« (d R1, e R1) oder »tschrrrr« (f R2, Griechenland). Bei stärkerer Erregung wird dieser Ruf rhythmisiert wie »tschrtschr...« R3 oder wiederholt »tschrrak-...«, ganz ähnlich wie bei der Wacholderdrossel. Die letzteren Formen entsprechen wohl dem Zetern anderer Drosseln. Das Schnärren der Misteldrossel klingt oft mehr schmatzend-schnarrend, ist aber immer strophig. Bei stark erregten Vögeln hört man es auch spitz trillernd »dzririri...«. In Störsituationen rufen sie ein gleichbleibend hohes gedehntes »ziiii«, entsprechend den Luftfeindalarmrufen anderer Arten.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Gesangsstrophen sind kurz flötend und klingen im Vergleich zu denen der Amsel [380] eintönig. Die Rufe sind typisch schnärrend.