Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Hirundinidae – Schwalben

311 Mehlschwalbe

Delichon urbicum (urbica)
Vogel des Jahres 1974

E House Martin
F Hirondelle de fenêtre

vogel

Kennzeichen

Gew. 18 g. Diese gedrungen wirkende mittelgroße Schwalbe tut sich mit weißer Unterseite, weißem Bürzel, schwarzgrauen Flügeln und sonst blauschwarzem Gefieder hervor. Der Schwanz ist relativ kurz und schwach gegabelt, die Außensteuerfedern sind nicht auffällig verlängert. Flügge diesjährige Jungvögel haben auffallende weiße Endsäume in den Schirmfedern, mausern diese aber schon im ersten Winter. Zur Nahrungssuche suchen sie oft größere Höhen auf als die Rauchschwalbe. Der Flug ist mehr gleitend und erreicht eine höhere Flügelschlagfrequenz, die Vögel steigen oft plötzlich mit schwirrenden Flügelschlägen auf. Sie sind sehr gesellig.


Verbreitung und Lebensraum

Mehlschwalben treten als Sommervögel in ganz Europa auf, auch in hochgelegenen Alpentälern. Sie brüten meist kolonieweise außen an Gebäuden, z. T. auch in Neubauvierteln; sie nehmen auch Kunstnester an. In der Schweiz sind die Hälfte aller besetzten Nester solche Kunstnester, vielfach an eigens aufgebauten Schwalbenhäusern. Selten brüten sie an Felsen, z. B. auf Rügen. Sie ernähren sich wie die anderen Schwalben von fliegenden Insekten und anderem Luftplankton. Jungvögel siedeln sich in oder nahe bei derjenigen Kolonie an, wo sie aufgewachsen sind.


Gesang

Das kurze, verhaltene, gutturale Schwätzen (a G1) besteht im Wesentlichen aus abgewandelten Rufen, also wiederholten »pr«-Elementen. Oft wird es am Nest und im Sitzen, auch im Flug, zuweilen im Schauflug mit verlangsamten Flügelschlägen vorgetragen. Bei aggressiven Auseinandersetzungen mit Nest-Eindringlingen kann dafür kontinuierliches Singen G2 eintreten. Der Gesang hat, wie in der Regel auch bei anderen Koloniebrütern, wohl kaum eine Revier markierende Bedeutung, sondern dient eher der Abwehr von Konkurrenten am Nest. Schwätzen ist auch bei der Werbung zu hören. Leiser Subsong ertönt z. B. am oder im Nest. und singen.


Rufe

Die normalen Flugrufe sind sehr bezeichnend: ein aus der Nähe hartes, häufig wiederholtes »prt« (c R2), »brrit« oder zweisilbig »pr-prit«, als wenn zwei Kieselsteine aneinander gerieben werden. Von Ferne klingt der Ruf mehr weich trillernd (»brüd«). Eine reale Ruffolge (b R1) enthält schon Alarmrufkomponenten: »prrt – zije – zijer – prije...«. Die vorgespielten Flugrufe werden verwendet, um Vögel zur Besiedlung eines Schwalbenhauses zu verlocken, was nicht immer gelingt. Bei Störung durch Luftfeinde oder Bodenfeinde in Nestnähe erklingt ein schrilles »ziir« oder ausdrucksvolles »ziürr« u. ä. (b R1), das in der Kolonie das sofortige Abfliegen der brütenden oder im Nest sitzenden Vögel auslösen kann. Bei Wiederholung der Rufe fliegen sie gruppenweise den Störenfried an. Die Rufe weit entwickelter Jungvögel im Nest ähneln den Flugrufen der Erwachsenen. Bei Aggression, auch zwischen ausgewachsenen Jungvögeln im Nest, lassen sie ein reibendes, zuweilen anhaltend wiederholtes »pschiit« oder gedehntes »dschäh« (d R3) hören. Bei der Fütterung rufen die Jungvögel schnell gereiht.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Rufe der verschiedenen Schwalbenarten können im Allgemeinen gut voneinander unterschieden werden, mit Ausnahme der sehr ähnlichen Alarm- und Aggressivrufe.