Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Certhiidae – Baumläufer

372 Gartenbaumläufer

Certhia brachydactyla

E Short-toed Treecreeper
F Grimpereau des jardins

vogel

Kennzeichen

Gew. 8,8 g. Er ist nächstverwandt mit dem sehr ähnlichen Waldbaumläufer, seiner Schwesterart. Er ist viel kleiner als ein Kleiber, mit rindenfarbiger Oberseite, heller bis leicht schmutzig-weißer Unterseite und Stützschwanz. Er klettert spiralig oder gerade die Baumstämme aufwärts. Oben angekommen, fliegt er eilig abwärts unten an einen Nachbarbaum. Der Schnabel ist länger, die Unterseite weniger reinweiß als beim Waldbaumläufer. Die kurze Hinterkralle des Fußes ist im Freien nicht leicht erkennbar. Daneben gibt es Feinmerkmale in der Flügelzeichnung. Bezeichnend ist die Stimme. Die Vögel streifen außerhalb der Brutzeit z. T. in gemischten Kleinvogeltrupps umher. Gegenüber Artgenossen sind sie nicht gesellig.


Verbreitung und Lebensraum

Die Art ist Jahresvogel in Mittel- und Südeuropa sowie Kleinasien und den Atlasländern. Sie fehlt fast ganz auf den Britischen Inseln und bewohnt Laubmischwald, Parks, große Gärten u. ä., teilweise auch Nadelwald. Der Vogel bevorzugt Bäume mit rauer Borke. Nur gelegentlich ist er mit dem Waldbaumläufer in demselben Lebensraum anzutreffen, drängt diesen in der Regel in Nadelholzbestände ab. Er brütet in Spalthöhlen unter der Baumrinde, seltener in Gebäuden oder Mauerritzen. Geeignete künstliche Nisthöhlen nimmt er auch an.


Gesang

Er besteht in einer kurzen, fein gepfiffenen, hochtonigen und beim Individuum konstanten Strophe: »tütitü tirüisri« oder »tüt-tüt-titeroi-sri« (a G1: Griechenland, b G2: Zypern, c G3: Spanien, G4: Niederlande). Die Eingangselemente sind den »tüt«-Rufen sehr ähnlich, das Endelement dem »sri«-Ruf. Die Strophen sind kürzer und lauter als beim Waldbaumläufer; es gibt auch Kurzstrophen. Ein singt bis zu 4 leicht verschiedene Strophentypen, ist jedoch individuell erkennbar. Der Gesang ist fast das ganze Jahr über zu hören, intensiv von März bis Mai. Im Spätsommer treten unsichere variable Strophen von Jungvögeln auf. Der Gesang wird oft recht lautstark eine Zeit lang von einem Platz aus vorgetragen, vielfach aber auch in ständiger Bewegung während der Nahrungssuche. Die Strophenfolge ist dichter als beim Waldbaumläufer. Die Art neigt zur Dialektbildung, besonders in Gebieten mit kleinen, abgetrennten Populationen wie in Südspanien. Die Gesänge zyprischer Gartenbaumläufer (b G2) sind einfacher, sie werden von den kontinentalen Vögeln in Deutschland nicht verstanden. Waldbaumläufer reagieren nicht auf den Gartenbaumläufergesang. Die gelegentlich auftretenden Mischsänger, die beide Gesänge beherrschen, sind wohl ausschließlich Waldbaumläufer, denen in ihrer Entwicklung ein arteigenes Vorbild gefehlt hat (vgl. Fitis-Zilpzalp-Mischsänger).


Rufe

Bei territorialer Erregung erklingen arttypische, einzelne oder gereihte laute »tüt«- (d R1), »tü«- oder »tüi«-Rufe (f R3). Daneben gibt es aber auch gedehnte, hohe »srii«- (e R2) oder »sriit«-Laute, die denen des Waldbaumläufers ähneln, aber meist tiefer und lauter sind. Außerdem hört man Kombinationen mit »tüt«-Rufen, am häufigsten »tüt-tüi-srii«; Drohtriller sind scharfe »zitititit«. Im Abflug oder im Flug äußern sie leise »ti«- oder »pit«-Rufe (f R3). Nicht selten hört man eine dichte Folge von verschiedenen Ruftypen wie »srii pit srii pit tüi tüi tüi srii srii pit...« (f R3). Außerdem gibt es eine Reihe weiterer, unauffälliger Lautäußerungen.


Instrumentallaute

Ein kurz burrendes Fluggeräusch ist vor allem beim Abflug hörbar.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Gesangsstrophen sind kürzer und lauter und folgen schneller hintereinander als beim Waldbaumläufer [371]. Die »tüt«-Rufe fehlen beim Waldbaumläufer, sie treten nur in den seltenen Fällen derjenigen Mischsänger auf, die zugleich auch Mischrufer sind. Die kurzen Flug- und Nahkontaktrufe sowie »srii«-Rufe sind beim Gartenbaumläufer tiefer und rauer als beim Waldbaumläufer.



 

Familie Certhiidae – Baumläufer