371 Waldbaumläufer
Certhia familiaris E Common Treecreeper
F Grimpereau des bois
Kennzeichen
Gew. 8,8 g. Wie der Gartenbaumläufer ist er ein sehr kleiner, oberseits rindenfarbiger Vogel, der spechtartig Baumstämme gerade oder in Spiralen aufwärts klettert. Oben angekommen, fliegt er im eiligen Flug den nächsten Baumstamm wieder von unten an. Im Unterschied zur Schwesterart Gartenbaumläufer ist der Schnabel kürzer, die Hinterkralle des Fußes länger (kaum im Freien erkennbar), die Unterseite fast rein weiß und der Hinterrücken tabakbraun, etwas dunkler als bei der Schwesterart. Er zieht außerhalb der Brutzeit in gemischten Kleinvogeltrupps umher. Zur Brutzeit sind die Vögel territorial. Sie bauen aus dünnen Zweigen, Bastfasern und Pflanzenwolle ein Nest in Spalten hinter abgesprungener Baumrinde.
Verbreitung und Lebensraum
Der Waldbaumläufer ist von den Britischen Inseln über Mitteleuropa und Teile Skandinaviens sowie des Mittelmeergebiets durch die Taigazone bis Ostasien verbreitet. Er tritt hauptsächlich in geschlossenen Waldbeständen auf, vor allem von glattstämmigen Nadelhölzern, in der Regel außerhalb von Siedlungen oder Parks. An sich ist er ein Generalist, wird aber durch den Gartenbaumläufer in die Nadelholzbestände abgedrängt. Er kommt daher nur gelegentlich zusammen mit dem Gartenbaumläufer im gleichen Lebensraum vor. Bezeichnend ist die Stimme.
Gesang
Der Gesang ist aus nicht sehr lauten Strophen aufgebaut, die mit etwa 3 s länger als die des Gartenbaumläufers sind. Die Strophen folgen dementsprechend gewöhnlich mit größerem Abstand. Die Strophe (a G1, b G2) besteht aus zwei Trillern (»absteigenden Tonleitern«), deren erster mit sehr hohen Elementen (teils mit »srii«-Rufen) (a) beginnt und allmählich absinkt; der zweite Triller beginnt wieder hoch, ist schneller und fällt kontinuierlich bis zu einem feinen Endschnörkel ab (b G2). Jedes Individuum singt bis zu drei leicht verschiedene Strophentypen. Die Strophe erinnert etwas an manche Strophen der Blaumeise, ist aber komplizierter zusammengesetzt und länger. Sehr selten treten Mischsänger auf, die außer ihrem arttypischen Gesang auch die Gartenbaumläufer-Strophe beherrschen oder beide Strophentypen kombinieren. Der Gesang wird mit weit aufgesperrtem Schnabel fast ganzjährig während des Kletterns am Baum von wechselnden Orten aus vorgetragen.
Rufe
Kennzeichnend ist bei Erregung ein wiederholtes, hohes und scharfes »srrii« oder »psiit«, oft zu strophenartigen Serien gereiht (c R1). Bei heftigen Revierstreitigkeiten äußern sie einen Drohtriller wie »brüd-brüd-brüd-brüd…«. Der Flugruf ist ein kurzes, meist gereihtes und nicht sehr lautes »ti« oder »tit« (c R1). Bei alarmiertem Abflug hört man ein »srii-tsitsitsi...«. Außerdem gibt es zahlreiche andere kurze und hohe Laute.
Instrumentallaute
Ein kurz burrendes Fluggeräusch ist aus der Nähe hörbar.
Verwechslungsmöglichkeit
Die Gesangsstrophen sind länger, weniger laut und mit größeren Intervallen vorgetragen als beim Gartenbaumläufer [372]. Die kurzen Flug- und Nahkontaktrufe sowie »srii«-Rufe sind beim Waldbaumläufer höher und feiner als beim Gartenbaumläufer, aber kaum sicher im Feld zu unterscheiden. Jedoch bringt der Waldbaumläufer nicht das laute »tüt« der anderen Art, es sei denn, er wäre einer der seltenen Mischrufer.