Ordnung Passeriformes – Sperlingsvögel
Familie Oriolidae – Pirole

267 Pirol

Oriolus oriolus
Vogel des Jahres 1990

E Golden Oriole
F Loriot d'Europe

vogel

Kennzeichen

Gew. 70 g. Ein altes dieses knapp drosselgroßen Vogels ist im Brutkleid unverkennbar dottergelb mit schwarzen Flügeln, das eher grünlich, die Jungvögel sind schlicht und gestrichelt. Selbst die vorjährigen Vögel sind noch nicht ausgefärbt. Sehr alte können fast männchenfarbig werden. Im Flug wirken sie verhältnismäßig kurzschwänzig und langflügelig. Sie fliegen in flachen Wellen mit unregelmäßigen, kräftigen Flügelschlägen, ähnlich einer Wacholderdrossel. Oft sind sie sehr heimlich und im Laubdach der Bäume leicht zu übersehen. Sie sind wenig gesellig, nur während des Zuges trifft man manchmal einige zusammen an.


Verbreitung und Lebensraum

Als Wärme liebende Sommervögel sind Pirole von den Atlasländern über ganz Süd- und Mitteleuropa bis Mittelasien und Indien verbreitet. Sie sind vorwiegend Laubwaldbewohner, halten sich gern in Auwäldern, regional aber auch im Kiefernwald auf. In vielen Gebieten sind sie spärlich oder fehlen. Sie kommen erst im Mai im Brutgebiet an und ziehen bereits im August wieder in das südost- und südafrikanische Wintergebiet ab. Sie bauen ein kunstvoll geflochtenes Nest in Astgabeln, öfters in Obstbäumen, zuweilen auch in großer Höhe im Laubdach des Waldes, z. B. in einem Pappelbestand. Sie ernähren sich vorwiegend von Schmetterlingsraupen, im Sommer auch von saftigen Früchten.


Gesang

Der Gesang besteht aus vollklingenden geflöteten und variablen Kurzstrophen (bis ca. 50 Strophentypen) des in der Tonlage von Amselgesang, mit charakteristischen Tonsprüngen wie »düdlio«, »dülioliu« oder »düdidüdidödiidüdidliö« (a G1, b). Die Anfangselemente sind leiser und nicht so weit hörbar wie die Reststrophe. Das singt ebenfalls, aber leiser und etwas höher, mit kleinerem Repertoire. Die Strophen des Vollgesangs werden in lockerer Folge aneinandergereiht. Daneben gibt es anhaltenden Zwitschergesang von und (c G2). Individuelle Gesangsmerkmale sowie Dialektbildung auf Repertoireebene sind belegt. Das Strophenrepertoire wird räumlich und sozial gegenüber Nachbarn und Partnern unterschiedlich genutzt. Es gibt auch monotone Strophentyp-Wiederholungen. Die Strophen sind leicht und in ihren Hauptmerkmalen gut erkennbar nachzupfeifen; die Nachahmungen locken Reviermännchen an und reizen sie zum Gesang oder auch zu Alarmrufen. Ohne Artvorbild aufgewachsene Vögel singen einen schwachen Vollgesang mit nur einem Strophentyp. Außerdem tritt – von beiden Partnern, meist in Nestnähe gesungen – ein verhalten schwätzender und vielgestaltiger Subsong auf, wenn die Handlungsbereitschaft zum Vollgesang nicht hoch genug ist; er ist nicht weit zu hören und erinnert an den Fluggesang der Wacholderdrossel (G2, vgl. c). Er wird oft durch andere Vogelgesänge überlagert. Gesang ist auch im Winterquartier gehört worden; dort werden aber keine Territorien verteidigt.


Rufe

Bei Störung ertönt ein heiser-raues, durchdringendes »räh«, »räi« oder »chräit«, ähnlich dem Alarmruf des Wiedehopfs und kürzer als die Rufe des Eichelhähers, teils auch in zusammengesetzter Form wie »grewähe« oder »keräi« (e R2), manchmal zwischen die Gesangsstrophen eingeschoben. Diese Rufe werden auch angesichts einer Eule ausgelöst. Bei Erregung, besonders bei Jagereien mit Artgenossen, auch von Vögeln im Flug, vernimmt man ein spechtartiges scharfes »jik-jik-jik« (d R1), »uick-uick« oder »gickgickgick«, ähnlich dem Wendehalsgesang oder einer Rufreihe des Turmfalken. In ähnlicher Form ist dieser Ruf auch typisch für selbstständige Jungvögel, die sich noch im Familienverband aufhalten. Sie rufen abfallend und anhaltend wiederholt »gü gü gü...« R3. Bei schwacher Beunruhigung am Nest ertönt ein weiches »jü«, das sich zu »kiü« steigern kann und auch ein mehrsilbiges »jügüg«, »ijügüg« oder »chrää-wächt« (f) erreichen kann.


Instrumentallaute

Beim Nahrungsschnappen tritt Schnabelknappen auf.


Verwechslungsmöglichkeit

Die Lautäußerungen sind kaum zu verwechseln, aber die Vögel sind leichter zu hören als zu sehen. Stare imitieren den Gesang. Der Subsong ähnelt dem Fluggesang der Wacholderdrossel.



 

Familie Oriolidae – Pirole