Ordnung Charadriiformes – Wat-, Alken- und Möwenvögel
Familie Haematopodidae – Austernfischer

143 Austernfischer

Haematopus ostralegus

E Oystercatcher
F Huîtrier pie

vogel

Kennzeichen

Gew. 610 g. Ein kräftiger und gut taubengroßer, häufiger Küstenvogel mit auffälliger Stimme und Färbung: Kopf, Rücken sowie Kehle und Brust sind schwarz, die Unterseite weiß, ein langer gerader, an der Spitze oft abgestumpfter Schnabel in leuchtend orangeroter Färbung – beim etwas länger als beim . Die kräftigen Beine sind lackrosa, die Flügel schwarz, im Flug mit breiter weißer Binde. Ausgewachsene Jungvögel haben mehr graue Beine und eine dunkle Schnabelspitze. Die Jungen werden, anders als bei den meisten Nestflüchtern, von den Altvögeln gefüttert. Außerhalb der Brutzeit sowie als Übersommerer treten Austernfischer teils in großen Scharen auf, vor allem an Hochwasser-Ruheplätzen.


Verbreitung und Lebensraum

Sie beleben sowohl Fels- als auch Sandküsten Europas, im Mittelmeergebiet nicht überall; auch im Binnenland treten sie zunehmend als lokale Brutvögel oder als Gäste auf. Neuerdings ist die deutsche Brutpopulation an der Küste um 50 % zurückgegangen, vielleicht bedingt durch das Einschmelzen der Miesmuschelbänke um zwei Drittel. Sie sind Sommervögel in Skandinavien und im Osten. Die Nahrungssuche findet vor allem an Sandstränden, auf Schlickflächen und Muschelbänken statt, die Brut in der Strandvegetation der Salzwiesen oder auf Dünen, auch auf Flachdächern. In Kältewintern kann es zu starken Verlusten unter denjenigen Vögeln kommen, die wegen schlechter Kondition nicht eine Winterflucht antreten können.


Gesang

Als Gesang gilt eine kontinuierliche, lang anhaltende Folge von lauten und wohlklingenden »tülie«, »tlie«, »kelip« (c G2) oder »dlüa« o. ä., im Singflug in geringer oder mittlerer Höhe über dem Revier vorgetragen. Dabei verläuft der Flug gerade und langsam, mit ausholenden Flügelschlägen. Als Gesangsform kann auch das auffällige und lautstarke Trillerzeremoniell angesehen werden: Meist treffen sich zwei benachbarte Paare und beginnen mit langsam wiederholten »ki-ki...«-Rufen, die sich allmählich zu einem erregten Triller steigern und an- und abschwellen können. Teils gehen die Vögel aus dieser Form zu anderen Rufelementen wie »keliep-keliep...« über (a G1). Die Abschlussphrase ist ein verklingendes »gip-gip...« (a G1). Während des ganzen Zeremoniells wird der Hals steif nach vorn gestreckt, der geöffnete Schnabel zeigt nach unten. Die Vögel laufen erregt umeinander und machen häufige Drehungen. Ein entsprechendes Zeremoniell sieht man auch im Formationsflug mit der gleichen Kopf- und Schnabelhaltung, wobei mehrere Paare beteiligt sein können. Verkürzte Triller, die allein aus den Anfangsphrasen bestehen, hört man von Einzelvögeln im Brutrevier, wenn ein Artgenosse vorüberfliegt.


Rufe

Die Rufe sind vielfältig und laut. Charakteristisch im Flug sind wiederholte oder einzelne durchdringende »kliip« (b R2) oder zweisilbig »kuliep«, daneben Folgen von endbetonten Doppelelementen »tukí tikí...« oder »pi-í... pilí...«. Bei Störung im Brutgebiet äußern sie gereihte schrille »klip«-Rufe (d R1); daneben ein heiseres »pa«, »piää« (d R1) oder »päo«. Bei der Begattung erklingt ein verhaltenes, rasches, kehlig-klanghaftes »tuwituwitu...« oder heiser »gjüh-gjüh...«. Halbwüchsige Junge trillern hell »trililill«.


Instrumentallaute

Beim Abflug und bei plötzlichen Wendungen entstehen kräftige, dumpfe Fluggeräusche.



 

Familie Haematopodidae – Austernfischer